Ein deutsches Qualitätsunternehmen aus der Chemiebranche

Liebes Mitglied,

ist die Chemiebranche zyklisch und stark von der Konjunktur abhängig? Ja, das trifft zu. Diese Erkenntnis bildet jedoch nur eine Seite der Medaille ab. Neben den bekannten Großkonzernen gibt es in der Branche mindestens eine „Dividendenperle“, die seit mehr als zwei Jahrzehnten durch ein beständiges Dividendenwachstum auffällt.

Die Rede ist von Fuchs Petrolub SE bzw. seit dem 3. Mai 2023 nur noch Fuchs SE (ISIN: DE000A3E5D56). Trotz des zyklischen Charakters des Chemie-Sektors möchte ich heute diese Aktie hervorheben und zum Kauf empfehlen. Das Unternehmen, seine Dividende und auch die momentane Bewertung machen es zu einer attraktiven Buy-and-Hold-Investition.


Die operativen Grundlagen

Fuchs hat sich in der Nische der Schmierstoffe und Spezialchemie etabliert. Zum Portfolio gehören mittlerweile mehr als 10.000 verschiedene Produkte, wobei im operativen Geschäft klare Schwerpunkte erkennbar sind.

Das Unternehmen ist unter anderem ein bedeutender Zulieferer für die Automobilindustrie. Im ersten Halbjahr 2023 erzielte Fuchs einen Umsatz von 794 Millionen Euro im Segment Automotive-Schmierstoffe, was einem Anteil am Konzernumsatz von 44 Prozent entspricht. Noch größer ist der Bereich der Industrieschmierstoffe mit einem Umsatz von 974 Millionen Euro oder 53 Prozent vom Konzernumsatz. Der Geschäftsbereich „Sonstiges“, zu dem insbesondere die Metallbearbeitung und Spezialanwendungsfälle zählen, macht lediglich 3 Prozent des Konzernumsatzes aus.

Der nach Umsatz wichtigste Markt ist EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika). Hierauf entfallen 987 Millionen Euro oder 54 Prozent des Konzernumsatzes. Mit 491 Millionen Euro ist der Umsatzanteil, der aus der Region Asien-Pazifik stammt, nur halb so groß. Die restlichen 344 Millionen Euro entfallen auf Nord- und Südamerika.

Das operative Fundament von Fuchs ist somit solide und hat einen qualitativen Schwerpunkt. Im Bereich der Spezialchemie und Schmierstoffe gilt das Unternehmen als der weltweit größte unabhängige Anbieter.

Ebenfalls hervorzuheben ist die Aktionärsstruktur. Die Familie Fuchs hält weiterhin über 50 Prozent der ausstehenden Aktien. Mit Stefan Fuchs, der seit 2004 als CEO fungiert, leitet ein Mitglied der Gründerfamilie das Unternehmen. Die über 90-jährige Firmengeschichte ist zudem ein Indikator für die tiefgreifende Integration der Chemielösungen von Fuchs in die deutsche und weltweite Wirtschaft.


Warum Fuchs ein Kauf ist

Bei Fuchs ist besonders die spezielle Nische hervorzuheben, in der das Unternehmen tätig ist. Viele der Spezialchemielösungen sind für größere Weltkonzerne wie BASF, DowDupont, Shell oder ExxonMobil aufgrund ihrer relativen Kleinheit wenig attraktiv. Fuchs erzielt als Spezialist derzeit pro Halbjahr knapp unter 2 Milliarden Euro Umsatz. Zudem hat sich der Spezialchemiehersteller fest in diesem Segment etabliert, was den Markteintritt für größere Akteure erschwert.

Dennoch ist diese Nische keineswegs irrelevant. Fuchs produziert allein für die Automobilindustrie wichtige Produkte wie Getriebe-, Hydraulik- und Motorenöle. Vor allem im DACH-Raum werden nur wenige Autos ohne Einsatz der Lösungen von Fuchs gefertigt – ein deutlicher Wettbewerbsvorteil. Das Unternehmen hat sich mittlerweile als starker Partner in der Automobilindustrie positioniert.

Gleichzeitig verfügt Fuchs aufgrund seiner Nischenposition über ein solides Margenprofil. Das Management strebt eine EBIT-Marge von 15 Prozent an. Zum Vergleich: Selbst BASF kam im letzten Geschäftsjahr 2022 lediglich auf einen Wert von 12,3 Prozent. Dies zeigt, dass Fuchs auch ohne die Marktführerschaft im Chemiebereich äußerst profitabel wirtschaften kann. Die Spezialisierung auf Spezialchemie ermöglicht es, hohe Preise und Margen zu erzielen.

Quelle: https://www.fuchs.com/gruppe/investor-relations/

Durch diese operative Ausrichtung und die essenziellen Chemikalien erweist sich das Geschäftsmodell von Fuchs als weniger zyklisch. Im ersten Halbjahr 2023 konnte das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 11 Prozent im Jahresvergleich auf 1.822 Milliarden Euro verzeichnen. Auch das Ergebnis je Aktie stieg um 12 Prozent im Jahresvergleich auf 1,03 Euro. Ein solides Wachstum, das mittel- bis langfristig anhalten dürfte, während andere Chemiekonzerne mit ihren Ergebnissen zu kämpfen haben.

Das Management von Fuchs prognostiziert mittelfristig ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Ähnlich positiv gestimmt bin ich für das Ergebnis je Aktie. Zudem sieht die Dividendenpolitik des Managements weiteres Wachstum bei der Dividende je Aktie vor.

Die fundamentale Bewertung erscheint mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 15 und einer Dividendenrendite bei der Stammaktie von rund 3,3 Prozent für das prognostizierte Wachstum angemessen.


Die starke Dividende von Fuchs

Wie gerade erwähnt, zeichnet sich Fuchs zudem durch eine starke Dividende aus. Das Management hat die Ausschüttungssumme je Aktie nunmehr seit 21 Jahren kontinuierlich erhöht. Mit dieser beeindruckenden Historie ist das Unternehmen auf einem vielversprechenden Weg, in vier Jahren den Status eines Dividendenaristokraten zu erreichen.

Quelle: https://www.fuchs.com/gruppe/investor-relations/

Im letzten Jahr schüttete das Management 1,06 Euro je Stammaktie und 1,07 Euro je Vorzugsaktie aus. Im Vergleich dazu lag die Dividende im Vorjahr bei 1,02 Euro bzw. 1,03 Euro je Aktie, was einem Dividendenwachstum von etwa 4 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Auch die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) der letzten 10 Jahre liegt bei 4 Prozent.

Quelle: https://www.fuchs.com/gruppe/investor-relations/

An dieser Stelle sollte jedoch erwähnt werden, dass in den letzten zwei Jahrzehnten die Dividende je Aktie von 0,07 Euro auf den aktuellen Wert angestiegen ist, was einer Verfünfzehnfachung entspricht. Das Ausschüttungsverhältnis beläuft sich derzeit auf rund 57 Prozent. Das lässt die Dividende nicht nur relativ sicher erscheinen, sondern es besteht bereits heute weiteres Potenzial für zukünftige Erhöhungen.

Die Dividendenpolitik von Fuchs zielt darauf ab, die Dividende je Aktie auch in den kommenden Jahren kontinuierlich zu steigern. Die Dividenden-Meilensteine der vergangenen Jahre können dabei als gute Indikatoren dafür dienen, welches Dividendenwachstum in Zukunft möglich sein könnte.


Risiken, die man beobachten muss

Zweifellos handelt es sich bei Fuchs um ein deutsches Qualitätsunternehmen, das jedoch wie alle Unternehmen nicht frei von Risiken ist. Insbesondere als Chemiekonzern könnte eine schwächelnde Weltwirtschaft oder eine erlahmende Automobilbranche zu rückläufigen Geschäftsergebnissen führen. Dennoch ist bemerkenswert, dass Fuchs seit 2016 – und somit auch während der Corona-Pandemie und Zeiten hoher Zinsen – ein stetiges operatives Umsatz- und Gewinnwachstum aufzeigen konnte. Dies betrachte ich weiterhin als Indikator für die eher defensive Positionierung des Unternehmens im Chemie-Sektor, obwohl man das allgemeine zyklische Risiko natürlich nicht aus den Augen verlieren sollte.

Ein weiterer Risikofaktor ist die potenzielle Konkurrenz. Obwohl Fuchs in seinen Segmenten führend ist, könnte der Markteintritt eines größeren Konzerns zu Preisdruck und dadurch zu geringeren Margen führen, was problematisch wäre. Die Profitabilität von Fuchs ist ein wesentlicher Bestandteil der Qualität, die die derzeitige fundamentale Bewertung rechtfertigt. Jedoch bedeutet größere Konkurrenz nicht automatisch, dass wir unsere Investitionsthese grundlegend überdenken müssen. In einem solchen Fall wäre es lediglich erforderlich, das Margenprofil genauer zu beobachten.

Schließlich stellt die fundamentale Bewertung von Fuchs ein leichtes Risiko dar. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 ist höher als bei den meisten Wettbewerbern. Dennoch bin ich der Meinung, dass die defensive Stärke und das beständige operative Wachstum diesen Preis rechtfertigen. Insbesondere im Vergleich zu größeren Konzernen wie BASF, Shell, ExxonMobil oder DowDupont haben wir in den letzten Jahren keine Anzeichen operativer Schwächen festgestellt.


Das Fazit

Fuchs hat sich eine interessante Nische in der Spezialchemie erschlossen und ist in diesem Bereich nach eigenen Angaben seit über 90 Jahren aktiv. Das Management hat dadurch sehr starke Geschäftsbeziehungen aufgebaut und sich ein robustes Geschäftsmodell erarbeitet. Positiv hervorzuheben ist auch der hohe Besitzanteil der Gründerfamilie, was dazu beitragen sollte, dass das Management eine langfristige und unternehmensorientierte Perspektive wahrt.

Darüber hinaus bietet die Stammaktie von Fuchs eine anfängliche Dividendenrendite von rund 3,3 Prozent und die Aussicht auf ein Dividendenwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Für mich repräsentiert dies eine solide Qualität, die ein wachsendes passives Einkommen und gleichzeitig eine solide Kursentwicklung ermöglichen sollte.

 

Ich wünsche Ihnen stets gute Investments.

Ihr

Armin Hecktor